“Der deutsche Profifußball steht am Scheideweg”, erklärt der 2.Bundesligist Union Berlin. Der langjährige Zweitligist (Union Berlin ist mit neun Jahren der am längsten aktive Verein in der 2. Bundesliga) will einen Schritt zurücktreten, um den Sport als Ganzes zu betrachten und zu überlegen, wie die Mächtigen des Landes zusammenarbeiten können, um einen besseren Weg nach vorne zu finden.
Der Vorsitzende von Union Berlin, Dirk Zingler, will nicht, dass die DFL nur auf die aktuellen Probleme des Sports schaut. “Wir sollten die Diskussion über Reformen im deutschen Fußball nicht nur auf personelle und strukturelle Aspekte beschränken, sondern auch darüber nachdenken, in welche Richtung wir in Zukunft gehen wollen.” Ziel der Vorschläge ist es, den deutschen Fußball proaktiv darauf vorzubereiten, auf Vereine, Spieler und Fans zuzugehen, wenn der Sport in das nächste Jahrzehnt geht.
Außerdem ist Union Berlin der Meinung, dass diese Veränderungen jetzt stattfinden müssen. “Unsere Position ist ganz klar: Wir halten einen Richtungswechsel für dringend erforderlich, der den Wettbewerb ohne Eintrittsbarrieren zwischen den Vereinen in Deutschland fördert und die vielen unterschiedlichen Interessengruppen im deutschen Fußball würdigt und berücksichtigt.”
Werfen wir einen Blick auf die Vorschläge, die sie gemacht haben.
These A: Ein nationaler Wettbewerb ohne Barrieren für alle deutschen Profivereine erhält die Popularität des Fußballs in Deutschland und stärkt seine internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Die erste Gruppe von Vorschlägen beinhaltet die Öffnung der Türen für alle deutschen Profivereine, um mehr Vereinen einen Anteil an der Beute zu ermöglichen, die in das nationale System eingebracht wird. Von mehr Vereinen in der höchsten Spielklasse über mehr Geld für Ausbildungsentschädigungen bis hin zu einer Gehaltsobergrenze – These A berührt all diese Themen und mehr.
Vorschlag 1 Organisation und Vermarktung aller drei Profi-Ligen (Bundesliga, 2.Bundesliga, 3.Liga) unter dem Dach der DFL.
Gegen diesen Vorschlag lässt sich kaum etwas einwenden. Die DFL ist derzeit für die Bundesliga und die 2.Bundesliga zuständig, so dass es sinnvoll wäre, auch die 3.Liga unter dieses Dach zu bringen. Eine Frage, die beantwortet werden müsste, ist, ob diese Umstrukturierung dazu führen würde (oder sollte), dass Reservemannschaften vom Spielbetrieb in der 3.Liga ausgeschlossen werden, oder ob sie weiterhin in der 3.Liga spielen könnten. Zwar wäre es für einen Verein wie Bayern München sicherlich von Vorteil, wenn seine Reservemannschaft in einer nationalen dritten Liga statt in der Regionalliga spielen würde, aber ist das auch das Beste für den Fußball als Ganzes?
Vorschlag 2: Ausweitung der drei Profiligen auf jeweils 20 Mannschaften.
Dies ist ein großartiger Vorschlag, um die Zahl der Profimannschaften zu erhöhen, die Zugang zu mehr Geld haben. Vier zusätzliche Spiele pro Saison bringen den Vereinen der Bundesliga und der 2. Bundesliga mehr Einnahmen, ohne die “großen” Vereine, die in europäischen Wettbewerben spielen, zu stark zu belasten. Die Bundesliga ist derzeit die einzige Liga unter den “großen Fünf” (England, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien) mit nur 18 Vereinen in ihren beiden höchsten Spielklassen.
Bei diesem Vorschlag würde die DFL zu einem System übergehen, bei dem nur die Meister der 2. Bundesliga und der 3. Liga automatisch aufsteigen, während die anderen Mannschaften in einem Playoff gegen Mannschaften aus der nächsthöheren Liga spielen, um zu ermitteln, wer in der folgenden Saison in dieser Liga spielt. Dies wäre eine Änderung gegenüber dem derzeitigen System, bei dem die beiden Erstplatzierten automatisch aufsteigen.
Vorschlag 4: Begrenzung der Spielergehälter und der Anzahl der ausgeliehenen Spieler.
Dies wird sicherlich einer der umstrittensten Vorschläge sein, wenn nicht sogar der umstrittenste Vorschlag. Die Begrenzung der Anzahl der Spieler, die die Vereine holen und ausleihen können, ist ein weitaus einfacheres Unterfangen als eine Gehaltsobergrenze. Union Berlin schlägt vor, eine Obergrenze in Deutschland einzuführen und gleichzeitig “die Einführung solcher Maßnahmen in ganz Europa zu fördern”. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass in nächster Zeit (jemals?) eine Gehaltsobergrenze eingeführt wird, aber man kann verstehen, warum die außereuropäischen Giganten dies wollen.
Vorschlag 5: Änderung des Verteilungsmodells der Vermarktungseinnahmen.
Bei den Fernsehverträgen für die Bundesliga wird das Geld an die Mannschaften auf der Grundlage ihrer Platzierung in der vorangegangenen Saison verteilt. Je höher ein Team in der Tabelle platziert ist, desto mehr Geld erhält es. Auch wenn die gewünschten Änderungen hier nicht explizit formuliert werden, kann man davon ausgehen, dass Union Berlin ein besseres Verteilungsmodell anstrebt als das, bei dem bereits reiche Mannschaften mit den Einnahmen aus den Fernsehverträgen versorgt werden.